Die Geschichte des Gewichthebens in Zittau
Die Geschichte des Gewichthebersports in Zittau ist über 100 Jahre alt und wurde maßgebend unter der Leitung vom legendären Trainer Heinz Kahl mitbestimmt und hatte mit den “drei Musketieren” Werner Dietrich, Karl Arnold und Manfred Rieger mit mehreren erfolgreichen Olympiaden, Weltmeister- und Europameisterschaften den besonderen Höhepunkt erfahren.
Aus der Chronik und in besonderer Erinnerung an den Vater des Gewichthebens in Zittau:HEINZ KAHL
Gründung des Vereins KSKZ
Im Januar 1904 kam es in Zittau zur Gründung des Kraftsportklubs Zittau, kurz KSKZ. Initiator der Gründung des KSKZ war der Sportfreund Gustav Kahl. Er sammelte 15 Sportbegeisterte um sich und gründete am 14. Januar 1904 im damaligen Wettiner Hof den KSKZ. Als erster Vereinsvorsitzender wurde von den insgesamt 16 Mitgliedern der Sportfreund M. Kanicke gewählt, der aber schon kurze Zeit später von Gustav Kahl abgelöst wurde. Er leitete den Verein dann 17 Jahre. Ein Jahr nach der Vereinsgründung zählte der KSKZ schon 30 Mitglieder. Der Sportklub entwickelte sich in den folgenden Jahren sehr gut. Bis Anfang 1912 blieb der Wettiner Hof Vereinslokal und Trainingsstätte. Da sich der Trainingsraum über der Gaststätte befand, war es nicht verwunderlich, daß sich Gäste darüber beschwerten, daß ihnen der Putz auf die Köpfe rieseln würde. Der Wirt, der um seinen Verdienst bangte, kündigte daraufhin den Gewichthebern den Raum. So kamen sie 1912 in das „ Monopol “. In dieser Zeit hatten die Sportfreunde viele Schwierigkeiten zu bewältigen. Einige wurden arbeitslos und konnten ihren Mitgliedsbeitrag von 40 Pfennigen nicht bezahlen. Damit sie aber weiter im Verein bleiben und trainieren konnten, wurde unter den begüterten Mitgliedern gesammelt, um den Beitrag und eine Unterstützung für die Arbeitslosen zusammen zu bekommen. Besonders hervorgetan hat sich dabei Gustav Kahl. Er finanzierte u.a. sogenannte Käseessen in der Gaststätte „ Bokus “ ( Stadtkrug ), damit der Hunger, der nach dem Training immer sehr groß war, gestillt werden konnte. Der Verein war zu der damaligen Zeit in Zittau einer der führenden. Durch seine Initiative und Mithilfe kam es 1907 zur Schaffung des Licht- und Luftbades im Burgteich und zur Gründung des Jahnsportvereines im Dianasaal. Die Gewichtheber trainierten damals zweimal in der Woche an der Hantel ( Mittwoch und Samstag ). An den übrigen Tagen standen Turnen, Diskuswerfen und Steinstoßen mit dem Jahnsportverein auf dem Plan. Sonntags wurde regelmäßig Faustball in der Weinau gespielt.
Vor dem ersten Weltkrieg
In den Jahren 1910 bis 1913 erreichte der Sportklub seinen sportlichen Höhepunkt vor Ausbruch des I. Weltkrieges. Bei viermaliger Austragung der Kämpfe um den Wanderpreis des Sudetenbundes deutscher Athleten holten die Sportler des KSKZ den Preis dreimal nach Zittau. Außerdem nahmen sie noch an Wettkämpfen in Reichenberg, Bautzen, Löbau und Friedland teil, zu denen sie immer zu Fuß anreisten.
Die Zeit des ersten Weltkrieges
Der Beginn des I. Weltkrieges 1914 setzte der sportlichen Betätigung der Gewichtheber ein jähes Ende. Damit der Verein auch an deutschen Meisterschaften teilnehmen konnte, trat er Anfang 1914 dem Deutschen Athletik Sportverband 1891 bei, der seinen Sitz in Frankfurt hatte. Nach dem I. Weltkrieg wurde der Verein 1919 von Gustav Kahl wieder zusammen gerufen. Trainiert wurde in der Gaststätte „ Keglerheim": Im Jahr 1921 wurde der Spfr. Rudolf Koch als neuer Vereinsleiter bestätigt und im gleichen Jahr wurde der Mitgliedsbeitrag von 40 Pf. auf 1.40 erhöht. Ein Jahr später nahmen die Gewichtheber wieder an Wettkämpfen teil. So errangen sie u.a. einen 2. Platz bei den Sachsenmeisterschaften und einen Meistertitel von Böhmen. Im darauffolgenden Jahr zogen die Gewichtheber wieder um, diesmal in die Schliebenschule. Im Februar und März 1928 kam es zu einer bedeutenden Veränderung im Vereinsleben. Der Kraftsportklub wurde in das Vereinsregister eingetragen und der Name zweckentsprechend, mit Rücksicht auf die verschiedenen Abteilungen des Vereins ( Faustball, Boxen, Leichtathletik, Handball, Jiu-Jitsu und Gymnastik), in Verein für Leibesübungen 04 umbenannt. So wurde aus dem KSKZ der VfL 04.
Die Führung wechselt
1930 kam es wiederum zu einem Wechsel in der Vereinsführung. Neuer Vorsitzender wurde Spfr. Willi Bräuer. Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 wurde die Vereinsarbeit immer schwieriger. Man beschränkte sich im Wettkampfbetrieb auf die Mitwirkung bei Boxveranstaltungen und Sportfesten in Form von Schauhebungen. 1935 verstarb der Vereinsvorsitzende Willi Bräuer, der neue Vorsitz ging wieder in die Familie des Gründers. Der Schwiegersohn von Gustav Kahl, Fred Gnoth, übernahm das Amt des Vorsitzenden.
Der zweite Weltkrieg
Durch den Ausbruch des II. Weltkrieges wurde die sportliche Tätigkeit des Vereins erneut und diesmal für eine längere Zeit unterbrochen. Ende des Krieges wurde, wie viele glaubten, der Schlußstrich unter die Entwicklung des Gewichthebens in Zittau gezogen. Durch die Besatzungsmächte wurde jede sportliche Betätigung in Kampfsportarten verboten. Darunter zählte auch das Gewichtheben. Aber wie sich bald herausstellte, behielten die Pessimisten nicht Recht mit ihrer Prognose, denn sie hatten nicht mit dem Enthusiasmus der Fam. Kahl gerechnet. Ausgehend von den Wirrnissen der ersten Nachkriegswochen und den einschneidenden Einschränkungen in den verschiedenen Sportarten war es nicht verwunderlich , daß man nicht sofort nach Kriegsende wieder etwas vom Gewichtheben hörte. Doch schon Anfang 1946 machten sich, trotz Verbot, drei Sportfreunde in aller Stille Gedanken, wie sie diese Sportart wieder aufleben lassen könnten. Sie trafen sich, entsprechend der Möglichkeiten, im Kaisersaal in Olbersdorf oder im Schützenhaus von Zittau zu ihren Trainingsabenden und freuten sich über jedes Pfund, mit welchem sie ihre Leistungen steigern konnten und jeden neu zu ihnen stoßenden Sportler. Doch trotz aller Mühe kam der Gewichthebersport nicht richtig voran. Es gab Trainingsabende an denen Alfred und Heinz Kahl allein an der Hantel standen. Aber mit ihren Idealismus für diese Sportart konnten sie diese schwache Stunde des Gewichthebersports in der Oberlausitz überwinden.
Die ersten Jahre nach Kriegsende
Anfang August 1948 wurde in Zittau eine Boxgemeinschaft gegründet, derer sich die Gewichtheber sofort mit anschlossen, um die Sportart Gewichtheben wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Gleichzeitig kam es zur Verlegung der Trainingsstätte aus dem Kaisersaal in Olbersdorf in die Turnhalle der Parkschule Zittau, wo auch die Boxer trainierten. In den Pausen der Boxveranstaltungen hatten die Gewichtheber die Möglichkeit, mit Schauhebungen öffentlich aufzutreten. So wurden wieder neue Interessenten für den Hantelsport gewonnen. 1950 kam es zu Veränderungen in der Zugehörigkeit des Gewichthebens. Nachdem sich in einigen volkseigenen Großbetrieben die Betriebssportgemeinschaften gut entwickelt hatten, war der Drang vieler Sporttreibenden zu verstehen, sich solchen großen Sportgemeinschaften anzuschließen, die unter der Führung ihrer Trägerbetriebe einige Erfolge in der Entwicklung des Massensportes aufzuweisen hatten. So kam es, daß die Boxsportler zur BSG Fortschritt überwechselten und die Gewichtheber im Mai 1950 zu BSG Lokomotive kamen. Hier fanden die Hantelsportler aber nicht die Heimstatt und wechselten schon im Herbst zur BSG Motor, in der sie sich gut einlebten und von der sie auch die nötige Unterstützung bekamen.
Rückzug aus dem Rampenlicht
Zu dieser Zeit zog sich Heinz Kahl langsam vom aktiven Sport zurück und betreute den Sportlernachwuchs als ehrenamtlicher Trainer und Übungsleiter. So begann er intensiv eine schlagkräftige Jugendmannschaft aufzubauen und sie schrittweise an die DDR - Spitzenklasse heranzubringen, was ihm auch in verhältnismäßig kurzer Zeit gelang. Schon Ende 1953 belegte die Zittauer Jugendmannschaft in der DDR - Rangliste mit einer Mannschaftsleistung von 1050,0 kg den 3. Platz. 1956 zählte die Sektion Gewichtheben der BSG Motor Zittau bereits 54 Mitglieder. Anfang Dezember des Jahres wird der Spfr. Adolf Maas als Sektionsleiter eingesetzt. Um dem wachsenden Trainingsbetrieb gerecht zu werden, übernahm Spfr. Röhrborn, neben Trainer Heinz Kahl, seine Tätigkeit als Übungsleiter. Im Dezember 1958 konnte die BSG Motor Zittau schon 70 Mitglieder zählen, was viel über die Aufbauarbeit in dieser Zeit aussagt. Damit war die Sektion Gewichtheben die zahlenmäßig stärkste Sektion im DDR - Maßstab. Beispiele für die geleistete Nachwuchsarbeit sind wohl die in den Jahren 1954 - 59 von Zittauer Jugendheber erzielten 12 Deutsche Meister, 18 deutsche Jugendrekorde sowie 5 deutsche Rekorde im Seniorenbereich.